Nicht-Orte
Die erste Serie von “Nicht-Orten” entstand während des Projekts „Gehen in … Bratislava“ (2010).
Sie zeigen Orte, die von An- und Abwesenheit gleichzeitig erzählen, die von An- und Abwesenheit von Körpern geprägt sind; die nicht von durchgehender Nutzung, Aufmerksamkeit oder Präsenz bestimmt werden. Räume, die vorübergehend von unterschiedlichen Menschen besetzt werden, durch sie entstehen oder ihre Eindeutigkeit verlieren.
In Anlehnung an de Certeau1 bedeutet Gehen den Ort zu verfehlen; sozusagen, impliziert der Prozess des Gehens eine Art des sich in einer Nicht-Örtlichkeit befindlichen Voranschreitens. Zur gleichen Zeit kann der Prozess des Gehens als Werkzeug zur Umarragierung der Kartographie einer Stadt/Landschaft verwendet werden. Deshalb kann Bewegung als das Changieren zwischen Bedeutungsproduktion oder des Erkennens von Orten und der Wahrnehmung von Nicht-Orten mit der Möglichkeit, Kodierungen umzuschreiben, gelesen werden. Auf der einen Seite befinden sich die sogennanten Nicht-Orte, die ohne Nutzung scheinen, denen eine Zuschreibung/Erzählung fehlt oder als Brachland erscheinen, und auf der anderen existieren jene Nicht-Orte, die aus der Bewegung enstehen. An der Überschneidung von beiden taucht der Zwischenraum auf.
benannt/unbenannt
Der Ausgangspunkt von „benannt/unbenannt“ war der Wunsch nach einem phonetischen Alphabet, das aus Frauennamen besteht. Über die Zeitspanne des Entstehens ist der Inhalt der Radierungen an unterschiedlichen Punkten angelangt: Ausgehend von widerständigen Haltungen hat sich das Dargestellte zu alltäglichen Handlungen hingewendet, während sich die Namen von eindeutig zuordenbar zum Mehrdeutigen verändert haben. Auch gibt es eine Bewegung von dem Versuch, Tätigkeiten aus dem nicht Benannten zu transferieren, hin zu dem Unterfangen, sich Zuschreibungen zu entziehen. Beginnend bei der zweiten feministischen Bewegung und versuchend über einen Bogen bei der dritten anzulangen, bedeutet das für diese Arbeit, Entwicklungen, Errungenschaften und Unerreichtes nebeneinander zu stellen, ohne zu werten. Differenzen, scheinbar Unvereinbares und Angefochtenes zu halten. Es wird nicht nach einem Resultat oder Effizienz gefragt, sondern angestrebt, eine Entwicklung zu zeigen, die einem Wollen, einem Begehren folgt. Definition und Auflösung, zeitgleich.
1. Vgl. de Certeau zitiert nach Däumer, Matthias / Gerok-Reiter, Annette / Kreuder, Friedemann: Das Konzept des Unorts. In: Däumer, Matthias / Gerok-Reiter, Annette / Kreuder, Friedemann: Unorte, Spielarteneiner verlorenen Verortung, Bielefeld (transcript), 2010, 11–12.