UKO

The Sista Sadie Life Show

Als die Brüder Jürgen und Martin Nußbaum 2001 ihr selbstbetiteltes Debutalbum auf Klein Records veröffentlichten, war der Hype um Downbeat gerade endgültig zu Ende. Und obwohl UKO mit „Sunbeams“ von ihrer ersten EP einen formidablen Cafe Del Mar-Hit verbuchen konnten, und diverse Lizenzierungen für Film & Fernsehen folgten (The Italian Job, Sex in the City), zeigte das full-length-album dann doch wie vielfältig der Soundkosmos des Brüderpaare tatsächlich ist – und vor allem wie weit weg ihre Arbeiten tatsächlich von Hypes und Strömungen entfernt waren.

Nur weil Einzelteile eines Werks mit einem Trend kompatibel sind, bedeutet es nicht, Teil des Hypes zu sein. Ihr charakteristischer Soundkosmos war ohnehin viel zu originär und schwer einem bestimmten Genre zuzuordnen, um von einer einzigen musikalischen Strömung vereinnahmt zu werden, wie die Bandbreite der unterschiedlichen Rezeptionen belegt – von BBC Radiolegenden John Peel sowie Gilles Peterson World Wide Show bis in die Sets von Stereo MCs, Laurent Garnier, Groove Armada, Coldcut’s Solid Steel Show hielten UKO-Tracks Einzug in die Playlists. Diverse Remixaufträge folgten ebenso: Marcel Khalife, Richard Dorfmeister’s Tosca, Karuan, Erik Sumo, Sofa Surfers, Waldeck’s Saint Privat, Waxolutionists.

Und nun, 10 Jahre danach, folgt das neue Album – was war inzwischen? Die primär im Kunstbetrieb verankerten Brüder verfolgten das, was sie immer schon getan haben. Einerseits Kunstprojekte verfolgen und – Musik produzieren; sei es für Filme, Theater, Visualprojekte oder einfach nur zum Selbstzweck. “The Sista Sadie Life Show” ist auch wesentlich mehr als nur ein neues Album von UKO. Denn Sista Sadie, das ist Tania Saedi, vielgerühmte neue junge Stimme mit österreichisch/iranischem Background. Ihr von Sofa Surfer Markus Kienzl produziertes Album „Exhale“ erschien im Mai 2011 und riss Presse und Publikum gleichermaßen mit. Doch „Exhale“ hat eine Vorgeschichte, die ins Jahr 2001 zurückreicht. „Automatic“, die veritable Hitsingle des ersten UKO-Albums machte die blutjunge Tania Saedi erstmals einem breiteren Publikum bekannt und der logische Schluss, gemeinsam mehr zu produzieren, war bald gefasst.

Lange wurde an „The Sista Sadie Life Show“ gearbeitet, recorded, re-recorded, remixed, neu produziert, am Artwork gebastelt und am Konzept gefeilt. Alles sollte perfekt sein und es bestand kein Zeitdruck. Doch als alles fertig war, lüpfte eine garstige Bestie ihr Haupt, die zum bösen Geist über allen Musikwirtschaftswassern schwebt – die rechtlich unklare bzw ungünstige Situation. Noch im Vertrag mit einem Label, das Material verlangte, aber schon längst nicht mehr adäquat veröffentlichen und vermarkten konnte, wollte die Band das Album nicht an einen untauglichen Sales-Channel verschwenden und wartete erstmal ab. Und wie viele andere unveröffentlichte Perlen der Musikgeschichte verschwand das Album erstmal im sprichwörtlichen Regal und es sollten noch Jahre vergehen, bis sich eine Möglichkeit für einen vernünftigen Release ergab. Eine Geschichte, wie es das Musikbusiness eben so schreibt. Doch Ende 2010 war klar, dass es nun endlich so weit war und ein Release für Herbst 2011 wurde fixiert. Gut so!



Dass es nun gleich zwei Alben mit Tania Saedi als Vokalistin fast zeitgleich am Markt gibt, ist eher Zufall als Absicht. Aber wie auch immer, beide Alben funktionieren hervorragend unabhängig voneinander, beinhalten die Arbeiten von zwei der wichtigsten Producer am heimischen Elektroniksektor und zeigen nicht zuletzt auch zwei Gesichter von Tania Saedi. „The Sista Sadie Life Show“ ist wie schon durch Titel und Artwork erkennbar, die ein wenig zugänglichere Variante der großartigen neuen Stimme. Hier zeigt sie ihre soulige Seite, ihre Uptempo-Identity und ihre vielseitige Begabung, sich in unterschiedlichen Stilen auszudrücken. „The Sista Sadie Life Show“ ist ein sonnendurchflutetes, urbanes Elektronik-Soul-Geflecht mit Schlenkern zu HipHop und Breaks, ein kosmopolitisches und fein gearbeitetes Werk, das nicht nur von der Reifung einer großen Stimme erzählt, sondern auch von Hingabe und Liebe zum Detail – in allen Bereichen.

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