standard life – living standard: Konzept und Projektstationen

Das Projekt ist konzipiert als fortlaufende Auseinandersetzung in visueller und verbaler Sprache mit Möglichkeiten und Grenzen des Lebensraumes Großwohnsiedlung, und zwar:

1. Standardisierung und Individualität:
Zum Spannungsverhältnis zwischen den vorgefertigten Modulen einerseits und Bedürfnissen nach individueller Gestaltung anderseits, zur Frage nach den qualitativen und quantitativen Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb des vorgefertigten Seriellen: das wiederholt Ähnliche zeigt oft beim genauen Hinschauen Variationen, die durch die Eingriffe der BewohnerInnen entstanden sind.

2. Wohnwünschen und ihre Entstehung:
Einige Fragestellungen: Die Wohnung / das Wohnhaus als identitätsstiftender Faktor im Leben eines Menschen? Oder: Machen Eigentumswohnungen glücklich? Sag’ mir, wo du wohnst und ich sag’ dir, wer du bist – stimmt das? Wie entsteht das Bild von der „guten / schlechten Wohnung“, wer trägt wie zu dessen Entstehung bei? Wohnbedürfnisse reichen „von Aspekten der natürlichen Existenzsicherung, der körperlichen und seelischen Gesundheit, der Realisierung eines zivilisations- und kulturspezifischen Lebensstils bis zum Streben nach Selbstverwirklichung, Lebensglück und Wohlbefinden, bisweilen sogar nach Dominanz.“1 Sie sind beeinflusst durch „historisch-kulturelle Vorbilder, Wohnleitbilder (Werbung, Messen, Filme, Förderungsmaßnahmen, Wohnungsangebot…).“2 Die unterschiedlichen Realitäten und Bewertungen von Wohn- und Bauformen hängen folglich von vielen Faktoren ab: den BewohnerInnen, den existierenden Gebäuden und Einrichtungen, den jeweils aktuellen Wohnleitbildern, dem „Image“ der Stadtgebiete, in denen sich die Großwohnsiedlungen befinden, dem gesellschaftlichen Hintergrund und der Rechtslage der jeweiligen Region, den alternativen Wohnmöglichkeiten. Für uns stellt sich die Frage: Welche „Wohnbedürfnisse“ könnten durch Änderungen der baulichen Gegebenheiten befriedigt werden, welche durch Veränderungen der Wohnleitbilder oder der sozialen Strukturen? Wie sonst?

3. Regionalen Unterschieden:
In Budapest (Csepel), Bukarest (Drumul-Taberei) und Sofia (Mladost) wurden in den Jahren 1999 bis 2001 70%, 90% und 97% der Wohnungen in Großwohnsiedlungen als Eigentumswohnungen selbst genutzt, der Anteil kommunaler Wohnungen betrug dort in diesem Zeitraum 10% bzw. 2% und 3%.3
Zeitgleich befanden sich in Bratislava (Petrzalka) 17% kommunale Wohnungen und 45% Eigentumswohnungen, in Prag (Repy) betrug der Anteil an städtischen Wohnungen 45%. Während in diesen Jahren in Sofia und Budapest kein Wohnungsleerstand und in Warschau und Prag Wohnungsnachfrage herrschte, wurden in Ostdeutschland Siedlungen reihenweise rückgebaut. In den Jahren 2002 bis 2008 untersuchten im Initiativprojekt „Shrinking Cities“ der Kulturstiftung des Bundes (D) Architekten, Wissenschaftler und Künstler die jüngere Entwicklung von Detroit, Ivanovo, Manchester / Liverpool und Halle / Leipzig. Ziele der Studie waren die Analyse des Schrumpfungsprozesses der Städte (der durch die Schrumpfung der Neubaugebiete entsteht) und das Finden neuer Strategien im Umgang mit diesem Phänomen.4 In Petrzalka wiederum besteht bis heute Nachfrage nach Wohnungen und Geschäftslokalen.

In der fotografischen Arbeit
Setze ich mich mit jenen standardisierten Bauteilen auseinander, die die Gesamtheit eines Bauwerkes gestalten, die Relationen unterschiedlicher Volumina zueinander festlegen sowie die Beziehung zwischen den Innen- und Außenräumen beschreiben. Die Fuge zwischen den Bauteilen (vorgefertigten Wandelementen und Fenstern), die aufgrund der Konstruktionstechnik auf der Baustelle nur noch zusammengefügt wurden, wird zu einem wichtigen Träger von gestalterischem Rhythmus und Spannung. Betrachtet und dokumentiert werden Fassaden, Kulissen, die wir auf unserer täglichen Bewegung im Stadtraum visuell und körperlich erfahren, als äußere Ausdrucksform der gebauten Verhältnisse.

Bisherige Projektstationen

Was wäre Wien ohne Gemeindebau, Wien 2009:
Live-Radiobeitrag mit Radio Orange 94,0, website
54/

unORTnung, Ankerbrotfabrik, Wien 2009
Fotoserien und Radiobeitrag,
Live-Radiosendung „Radio Osdorfer Born“, FSK Hamburg , 2008

Kulturni Centrum Rechlovice (CZ), 2008
Internationales Synposium „Strömungen“

Galerie A4, Feldkirch (Ö), 2008
Ausstellung des Projektes und der Dokumentation des Theaterstückes „Hemd im Himmel“, das aus der Zusammenarbeit im Rahmen des Symposions „Theater und Bild“ entstand.

Ausstellung Raum K14, Hamburg und FSH Hamburg 2007
Fotografische Recherchen, Hörstück und Gespräch mit Prof. Michael Lingner (HfbK Hamburg, Labor:Kunst&Wissenschaft)

Vorträge: Projektraum Alte Schieberkammer Kunstamt Kreuzberg, Berlin (2007), Galerie Artmosphere, Wien 15 (Oktober 2007), Vortrag für Studierende der Soziologie der Universität für Bodenkultur, Wien

REMAX Immobilien, Wien 7, 2007
Ausstellung Fotoserien und Hörstück

Reihe „Schichtwechsel“, Erfurt und Radio Frei, Erfurt 2007:einmonatiger Arbeitsaufenthalt

Synposion „Theater und Bild“, Bludenz, 2006

TU Wien, Institut für Wohnbau und Entwerfen, 2006: Lehrveranstaltung „Plattenbauten in Petrsalka“: Projektpräsentation und Teilnahme als Gäste bei der Korrektur der Semesterarbeiten

Ausstellung „Places Cursed, Places Blessed“, Nova Laznia Theatre, Krakau 2006 im Rahmen des Monats der Fotografie

Ausstellung Galerie am Park, Wien, 2006
Begleitprogramm: “Plattenbausiedlungen in Wien und Bratislava zwischen Vision und Alltag” Mag. Dr.Vera Mayer (Österreichische Akademie der Wissenschaften)

Ausstellung Galerie Seyerlein Fotografie, Berlin 2005

CESTA´s 10th Art Festival of International Interdisciplinary Collaborations: Tabor 2005, Einmonatiger Arbeitsaufenthalt und Projektpräsentation