Ich bin ein plurifakter Künstler
Michael Endlicher arbeitet schon seit Jahren an der Schnittstelle von Bild und Schrift und hat zu dem Wechselverhältnis beider eine ganze Reihe von Werkserien geschaffen.
Donnerstag, den 14. April 2011 wurde die Ausstellung eines neuen Werkblocks von Michael Endlicher, mit dem er noch tiefer in Kombinationen verschiedener Gestaltungsmedien und Gestaltungssprachen eintaucht, in der Galerie Peithner-Lichtenfels in der Sonnenfelsg. 6, 1010 Wien eröffnet und läuft bis 14. Mai.
Öffnungszeiten:
Di – Fr 10:00 – 18:00 Uhr, Sa 10:00 – 16:00 Uhr
Lucas Gehrmann beschäftigt sich als Theoretiker intensiv mit der Beziehung von Schrift und Bild und hat auch die rezenten Phasen von Michael Endlichers Schaffensprozess begleitet. Er sprach zur Eröffnung der Ausstellung.
Die Texte, welche in Endlichers Kunst in letzter Zeit zum Einsatz kommen, entstammen im Gegensatz zur seiner älteren Gepflogenheit der “Kritikmalerei” nun der persönlichen Feder des Künstlers. Sie reflektieren zumeist in Form von Litaneien dessen Selbstverständnis als (plurifakter) Künstler gegenüber der verkrümmten Kunstraumsprache, die nicht zuletzt von der Figur des Herrn Meneutik im gleichnamigen Video verkörpert wird. “Ich bin ein plurifakter (dipolder, lyrosaler, maeliberter …) Künstler”, steht in den neuen Bildern zu lesen bzw. ist kaum noch oder auch gar nicht mehr lesbar geschrieben. Buchstaben und Worte unterliegen einem jetzt doppelt formalen Verfremdungsprozess: einmal durch Überschneidungen, Überlagerungen und Verdrehungen, und einmal durch mannigfache Faltung, Aufwölbung und Krümmung des Bild-/Schriftträgers selbst.
Herr Meneutik hat hier als Zerrspiegelwörterproduzent ganze (Mit)Arbeit geleistet, um auch seiner bisher doch stets der Zweidimensionalität verhaftet gebliebenen Reflexionskunst plastischen Unterdruck verleihen zu können. Fast nebensächlich erscheint bei der neuen Bilderserie, dass die Schriftzeichen nun nicht mehr vom Künstlerautor selbst gemalt, sondern via digitaler Technologie auf die Leinwand gedruckt werden. Würden wir einem “reduxen” und “risolventen” Künstler denn auch abverlangen, dass er sich eines traditionellen Mediums wie des in Farbe getauchten Pinsels bedient? Herr Meneutik scheint hierzu jenes Statement zu geben, das er auch auf der letzten Station in seinem Video #2 in den Kunstraum spricht: “I am interested in something else: how do you place the other that one is oneself within the context of the cultural tradition, in order to come to an understanding of oneself as an artistic construction, and so to disclose oneself as such?”
Lucas Gehrmann
exhibition
Ich bin ein plurifakter Künstler
Thursday, April 14, 7 pm
Gallery Peithner-Lichtenfels
Sonnenfelsgasse 6, Vienna 1010
Inaugural address by Lucas Gehrmann.