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#SWAG
mit Arbeiten von
Herbert Hofer _ Gregor Hutz _ Ulrike Königshofer _ Florian Nitsch _ Vika Prokopaviciute _ Jörg Piringer _ Micha Wille
Eröffnung:
Freitag, 29. Mai 2015, 19 – 23h
Jahresthema: Subversion
“Subversion und Kunst waren immer schon eng verbundene Begrifflichkeiten. Insofern, als das weite Feld künstlerischer Betätigungen als eine der wesentlichen Formen subversiver Erscheinungsformen gilt. Musik, Literatur oder darstellende Kunst waren immer auch Biotope, aus denen heraus Autoritäten in Frage gestellt wurden, gesellschaftliche Umbrüche ihren Anfang genommen haben oder irgendeine andere Ordnung umgereiht wurde. Dabei wird der offiziellen Kultur, die für die offiziell erwünschten Werte eintritt, eine eigene Subkultur entgegengesetzt, die gegensätzliche Inhalte propagiert, sei es etwa der Punk in der Popmusik, oder die Dissidenten in der Literatur. So halten diese Formen der bestehenden Wunschvorstellung der sozialen Ordnung ein Gegenmodell vor oder konfrontiert sie mit verdrängten Realitäten der Gesellschaft. Subversion muss nicht immer Handeln beinhalten. Auch Denken an sich kann – wie etwa der Prof. Bernd Streich ausführt – subversiv sein, und zwar immer dann, wenn Veränderungen und Fortschritt in der Gesellschaft sich sehr dynamisch darstellen. Eingefahrene Denkmuster sind bekanntlich das größte Hindernis bei der Gewinnung neuer Ideen und wissenschaftlicher Erkenntnisse. Wenn Denken also Eingefahrenes aus den Gleisen wirft, Gewohnheiten und alte Sitten auflöst, den Glauben untergäbt oder Skepsis erzeugt, dann stellt es die gewohnte Ordnung in Frage und ermöglicht Wandel.”
“Allerdings – und das ist das künstlerisch doppelt spannende – Subversion erfährt in der Jetztzeit eine neue Wendung. Denn Subversion in seiner ursprünglichen Bedeutung des “von unten Umgrabens” ging meistens von einer Art Elite aus, eher kleine, abgegrenzte Gruppierungen, die die gesellschaftlichen Bedingungen verändern wollte. In Zeiten des Internet und der sozialen Netzwerke scheinen subversive Entwicklungen allerdings aus einer undefinierbaren Vielzahl von Beteiligten zu entstehen, eine Menge, die per definitionem weder klein, noch elitär noch abgegrenzt ist. Um noch einmal Streich zu zitieren: “Damit wird das Top-down-Denken der Intellektuellen alten Schlages ergänzt durch bottom-up-synchronisierten Denkens aller”.”
“Beispiele lassen sich genügend finden, wenn etwa in einem Wechselspiel aus skandalisierenden Medien und tatsächlicher Unzufriedenheit das so genannte “Crowdfunding” die herkömmlichen, auf klassische Geschäftsbanken aufbauenden Finanzierungsstrukturen der Unternehmen umwälzt. Oder Streamingdienste wie Netflix oder Spotify den alteingesessenen Plattenfirmen und TV-Sendern Kunden in Scharen abspenstig machen. Da lässt sich durchaus eine subversive Entwicklung diagnostizieren, da sie alte Hierarchien umstürzt, herrschende Ordnungen untergräbt und neue Entwicklungen vorantreibt. Keinesfalls allerdings geht diese neue Art der Subversion von einer kleinen Gruppe elitärer Wissender aus, sondern von einer großen Gemeinschaft und dessen Bedürfnissen, die durch die Online-Technologien eine Aus- ein Eindrucksmöglichkeit erfahren.”
“Insoferne muss der Begriff der Subversion vermutlich neu konnotiert werden. Auch wenn das Entscheidende wohl sein wird, ob die den Umstürzen folgenden Neuordnungen die Gesellschaft weiterentwickeln, oder eher in ihrer Entwicklung behindern. Dennoch lassen sich aus dieser Entwicklung heraus verschiedenste Themen der Subversion festmachen. Wer etwa dem modernen Projekt des Marsfluges mit seinem Nevercomeback ein simples “Was mach ich dort?” entgegenhält ist ebenso subversiv, wie jemand, der die Anleitungen für einen perfekten Bankraub ins Internet stellt.”
“Subversiv sind in diesem Sinne auch jene Filmhelden, die entgegen der allgemeinen Erwartungshaltungen handeln und damit Erfolg haben – stellen auch sie doch damit das normierte Verhaltensmuster der westlichen Wirtschaftsordnung in Frage, sei es etwa Forest Gump, den Regisseur Robert Zemeckis einfach drauf los laufen lässt (um damit den Fitnessboom zu begründen). Oder Woddy Allen, der in seinem Film “To Rome with Love” unter anderem einen Startenor beschreibt, der auch auf der Bühne Dusche, Wasserstrahl und Brausetasse braucht, um gesangliche Höchstleistungen bringen zu können. In Zeiten von Youtube braucht es allerdings keine große Filmproduktion, es können alle zu Helden der Subversion werden, wenn sie der Erwartungshaltung entgegen handeln, je radikaler, je erfolgreicher, je subversiver.”
Aktuelle Themenschwerpunkte:
Yolbe, oder: you only live bis elternsprechtag
“Wie weit hat Sprache eine subversive Funktion? Und vor allem die Grammatik und Syntax in Chats, Foren und Blogs? Jugendliche versuchen durch eigene Sprachkreationen, die Kommunikation zu beschleunigen, es soll aber auch für nicht Eingeweihte schwer werden Fakten zu entziffern. In vielschichtiger Weise, je nach Gruppierung, werden oftmals auch alle Richtlinien der Rechtschreibung und Grammatik über Bord geworfen. Extreme Verkürzungen und Umgangssprachliche Varianten von Wörtern finden Eingang in die Kommunikation. Eine subtile Form der Subversion als Protest gegen die Erwachsenen.” © Karin Maria Pfeifer