Die Frucht

Eröffnung:

Freitag, 20. März 2015 ab 18 Uhr

Albert Schweitzer Haus
Garnisongasse 14–16
1090 Wien

Das Künstler-Tandem anna&michael existiert seit 2011. Seit damals arbeiten beide sowohl alleine als auch als Paar. Jedes Projekt ist ein Experiment, ein Test auf Kompatibilität und Co-Existenz unterschiedlicher künstlerischer Sichtweisen, Techniken und Kulturen. Prozess und Resultate dieser Kooperation sind aufregend und herausfordernd zugleich, zwingen zur Überschreitung der Grenzen aus eigener Erfahrung und erweitern den Horizont — wo der Himmel auf die Erde trifft.

Die Motive und Materialien aller in der Ausstellung gezeigten Arbeiten von Anna Filatova und Michael Bliem beziehen sich bewusst oder unbewusst auf Kindheit und Elternschaft. Sie sind ein Outcome ihres Projekts E58, das als politisches Kunstprojekt gedacht war und im Zuge dessen sie Eltern wurden.

„maidan” (michael) ist eine Art Dokumentarfilm, der zum Teil die Ereignisse des Winters 2013/2014 am Unabhängigkeitsplatz von Kiev wiedergibt, Stimmungen und Eindrücke während der Proteste und nach dem Umbruch einfängt und jene Demonstrierenden zu Wort kommen lässt, die sich ehrlich eine Veränderung zum Guten der Ukraine wünschten. Der Revolution bleibt ein schaler Nachgeschmack. Was war das damals eigentlich wirklich? Diese Frage bleibt noch unbeantwortet. Unser Sohn erblickte 9 monate später, weit weg von weltpolitischen Ereignissen — im Waldviertel, das Licht der Welt.

Verköstigung a la Krim

“Die Frucht” ist eine Benefiz-Ausstellung mit Versteigerung zur Unterstützung des Teams von AmberMed für Menschen ohne Versicherungsschutz, das uns während der Zeit der Schwangerschaft mit Rat und Tat, Sorge und Aufmerksamkeit zur Seite stand. Die gesamten Erlöse aus den Verkäufen, der in der Ausstellung gezeigten Arbeiten, gehen an AmberMed.

Die Motive und Materialien der in der Ausstellung gezeigten Arbeiten beziehen sich direkt oder indirekt auf Kindheit und Elternschaft.

Die Arbeiten der Serie „Die Frucht” (anna) widmen sich der Reifung von Früchten als Allegorie zur Entwicklung des Fötus in der Schwangerschaft. Die Serie besteht aus 13 Arbeiten und ist in drei Trimester/Zeitabschnitte unterteilt. Die erste Gruppe zeigt blühende Bäume mit ihren Blüten, die zweite Bäume mit Früchten sowie die Früchte selbst. Die dritte Gruppe, bestehend aus mehrteiligen Arbeiten, stellt Samen mit und ohne Nussschale dar. Alle Arbeiten wurden in der Ukraine während der Schwangerschaft gemalen, als all diese Entwicklungsschritte tatsächlich eintrafen. Die letzte Arbeit — mit den offenen Samen — entstand bereits nach der Geburt in Österreich.





„Dinge” (anna), eine Serie von 13 Arbeiten, zeigt Objekte der alltäglichen Pflege von Babys. Also jener Objekte, denen die Eltern nach einer gewissen Zeit der Routine keine weitere Beachtung mehr schenken, mit denen die Kinder aber beginnen die materielle Welt zu entdecken.

Auf den Bildern der Serie „still: Life” (anna) sind Stillleben mit Motiven aus der Geburtsklinik, der täglichen Babyroutine, von Kinderspielplätzen usw. zu sehen. Es sind neue Orte und Erfahrungen, die mit der Geburt des Kindes einhergehen.

„pyssla” (michael) basiert auf einem Algorithmus der digitale Bilder unter geregelter Verwendung von Zufall erzeugt. Die Bilder entstehen dabei vollkommen automatisch. In einem ersten Schritt läuft ein virtueller Punkt zufällig in eine Richtung und ändert diese wahllos, sobald er das Ende des Bildes erreicht. Dabei durchläuft der Punkt das Bild mehrmals und zieht eine unsichtbare Linie hinter sich her, die sich an mehreren Stellen kreuzt und so unterschiedlich große Flächen an zufälligen Positionen beschreibt. In einem zweiten Schritt werden diese Flächen mit unterschiedlichen Mustern gefüllt, wobei diese Muster wieder zufällig erzeugt und angewendet werden. Die resultierenden digitalen Bilder, in Form einer Anordnung verschiedenfarbiger quadratischer Pixel, wurden für die hier gezeigte Serie aus zusammengebügelten quadratischen Plastikteilen in den haptischen Raum übergeführt. Die digitale Ästhetik dominiert dabei – trotz der verwendeten Materialien.

„maidan” (michael) ist eine Art Dokumentarfilm, der zum Teil die Ereignisse des Winters 2013/2014 am Unabhängigkeitsplatz von Kiev wiedergibt, Stimmungen und Eindrücke während der Proteste und nach dem Umbruch einfängt und jene Demonstrierenden zu Wort kommen lässt, die sich ehrlich eine Veränderung zum Guten der Ukraine wünschten. Der Revolution bleibt ein schaler Nachgeschmack. Was war das damals eigentlich wirklich? Diese Frage bleibt noch unbeantwortet. Unser Sohn erblickte 9 monate später, weit weg von weltpolitischen Ereignissen — im Waldviertel, das Licht der Welt.


In „Tom&Jerry/Nu,pogodi!” (anna&michael) entdecken und analysieren wir Natur und Mechanismen von Künstlerpaaren. Das entscheidende Moment für jeglichen Austausch ist Verständnis. Wie können wir es schaffen uns zu verstehen, wenn unterschiedliche Kulturen uns unterschiedlichen Rückhalt geben? Eine andere Kindheit bedeutet andere Erfahrungen und — andere Vorurteile. Als Beispiel für unterschiedliche und ähnliche Rollenmodelle haben wir Cartoons gewählt, die typische Paare für ganze Generationen darstellen: ‘Tom&Jerry’ für westliche Länder und ‘Nu, pogodi?’ für Osteuropa. Wir wissen wie sie in ihrer eigenen, ursprünglichen Umgebung funktionieren, aber kommen sie auch miteinander aus?

Die Arbeiten der Serie „aussicht” (anna&michael) zeigen auf der einen Seite die Vielfalt der Schönheit die wir zusammen erleben, auf der anderen Seite aber auch die Hindernisse die sich immer wieder als Grenzen unserer Beziehung herausstellen. Jeder Streit, jede Beziehungskrise scheint einen Teil der Schönheit zu zerstören, der gemeinsame Weg wirkt aussichtslos und läßt uns plötzlich suchend zurück. Aber genau dieses Suchen schafft erst die Voraussetzung für ein behutsamer gewobenes Beziehungsgeflecht, das die Liebe besser trägt. Tatsächlich haben wir festgestellt, dass wir erstaunlich oft dann streiten, wenn wir gerade von bildschöner Landschaft umgeben sind. Können wir die Schönheit nicht mehr erkennen, wenn wir ihr zu nahe sind?