musikprotokoll 2008 ——————————-
Österreichs Festspielplattform für Zeitgenössische Musik

Foto © ORF musikprotokoll

9. Oktober 2008, 23:00 Uhr

Konzert
The Opposite of Art/The Art of Opposites – a distorted view of Austrian musical heritage
Österr. Erstaufführung

Generalmusikdirektion
Steirischer Herbst
Graz

Alexander J. Eberhard – viola, electronic devices
JSX aka Jorge Sánchez-Chiong – turntables, electronic devices


Wenn bonaNza im Auftrag von Kunstfestivals und Kulturinstitutionen Werke von E-Musik Komponisten wie Brian Ferneyhough und Steve Reich oder österreichisches Kulturgut wie Arnold Schönberg oder Falco zu neuen, selbständigen Stücken und Remixes berarbeitet, geschieht das Gegenteil von Kunst. Anscheinend. Eberhard und Sänchez-Chiong gründeten bonaNza, um verschiedene Einflüsse der aktuellen Clubmusik in ihre elektronische Kunstmusik einfließen zu lassen. Bald aber distanzierten sich beide von gängigen Arbeitsweisen wie die Abstrahierung und Dekonstruktion von Mitteln und Gesten, sowie von der kunstszenetauglichen Schlichtheit. Sie setzten dort an, wo sie vermutlich angefangen hätten, bevor aus ihnen Kunststudenten und dann Kunstakademiker wurden: Sie traten in Clubs auf, arbeiteten an unterschiedlichen von Kommerz vorbelasteten Ästhetiken und nahmen einen von der Kunstwelt wenig beachteten Parameter ins Zentrum ihres Schaffens: die Funktionalität der Clubmusik, ihre Tanzbarkeit, ihren Flow. Wenn Samples aus Cages Präpariertem Klavier mit kargen Minimalhouse Beats gekoppelt werden, Schönbergs Pierrot zum Techno-Remix gebracht wird, fröhlich-trashige lateinamerikanische Reggaeton-Rhythmen von düsteren angezerrten Industrial Sounds übermalt und Falcos Gesang mit dominikanischem Merengue überfahren werden, dann ist bonaNza in seinem Element: bei der Erforschung der Brauchbarkeit von entgegengesetzten Codes- und Genre-Mixes, sowohl im Club als auch im Kunstraum. Mit dem für ECAS entworfenen Programm The Opposite of Art/The Art of Opposites setzt bonaNza diese Arbeiten mit einem “distorted view of austrian musical heritage” fort.