XVII. eopictureNight10+3

24.06.2021
Depot, Breite Gasse 3
1070 Wien

Es präsentierten

1 – Minna Antova: SKIN/#touching//NOLI ME TANGERE

Im Zentrum von Minna Antovas ex-pau-sition steht das grösste Sinnensorgan des menschlichen Körpers: die Haut. Sie beleuchtet und hinterfragt dabei Grenzen und Wege zwischen dem Innen und Aussen, privat und öffentlich. Die menschliche Haut in ihrer sinnlichen, kommunikativen und interaktiven Funktion einerseits und der Funktion als Schutzhülle des Innen vor dem Aussen anderseits – ein unauflösbarer Widerspruch? Die einstmals klaren Be- und Abgrenzung von „SKIN#touching//NOLI ME TANGERE“ durchläuft eine zunehmende Fragmentierung. Indifferenter Massenkommunikation steht im Zeitalter des Social Media die paradoxe, aufgrund der zumehmend virtuellen Interaktion, die kollektive Vereinzelung gegenüber. Die Grenzen und Wege von Innen und Außen durch die neuen (un)sinnlichen Begnungsformen, fasst Minna Antova in drei Fragen zusammen:

  1. Kann die Intimität der Berührung durch mathematische Modelle ersetzt werden?
  2. Welche Phantasien der konkreten, fragmentierten und politisierten Haut bilden wir im Kontext eines globalen Umdenkens der Natur als untrennbar mit technologischen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Phänomenen verbunden?
  3. Welche Mythen einer “neuen Haut” entstehen aktuell?

Foto (c) eop

2 – Ino Keber: eop youth

Im Jahr 2003 gegründet, versteht sich eop als transdisziplinäres, aber auch als generationenbergreifendes Netzwerk. Ino Keber möchte mit der Gründung einer eop youth (Jugendgruppe) Kindern und Jugendlichen nun eine Möglichkeit zur Artikulation und Visualisierung der Themen seiner Generation geben. In den regelmässigen Gruppentreffen der eop youth wird eine gemeinsame Ideenfindung, Interaktion, Kooperation und gegenseitige Information anvisiert, wobei Offenheit für divergierende Herangehensweisen und Ausdruckformen wegweisend ist.

Kunst, Umwelt, Philosophie, Politik und Soziales sowie künftige Entwicklungen bilden eine Basis für die Umsetzung von Projekten, die aktionistisch, filmisch, drucktechnisch – je nach Möglichkeit und auch durch Profis unterstützt – erfolgen können.

Für Ino Keber standen zur Gründungsphase der eop-youth folgende Fragen im Zentrum:

  1. Wie kann man mit Hilfe des eop Netzwerks Themen unserer Generation herausarbeiten und zur Sprache bringen?
  2. Wie ist es möglich, viele verschieden denkende Jugendliche in eine Gruppe zu bekommen, um ein breites Spektrum zu diskutieren?
  3. Wie organisiert man die eop youth am besten?

Foto (c) eop

3 – Agnes Peschta: Wir stecken mitten drinnen

Agnes Peschta ist ein Vorstandsmitglied von Lames Verein für Kunst, Kultur und Natur am Spratzener Kirchenweg 81-83 in St. Pölten. Der Verein ging aus der Fusion zweier  einstmals separater Vereine hervor, die gemeinsam erfolgreich gegen eine eine Bebauung des 40.000 m2 grossen Areals demonstrierten. Der Standort Sonnenpark (und die dort angesiedelten Vereine) errang(en) durch den Bewerbungsprozess für die europäische Kulturhauptstadt 2024 verstärktes Interesse als kultureller Spielort. Er ist mittlerweile als  Investitionsobjekt in de  St. Pöltner Kulturentwicklungsplan integriert und wird gefördert. Den neuen Anforderungen entsprechend wurde ein erweitertes Nutzungskonzept mit einem zweckmäßigen Renovierungsplan der Vereinshäuser erarbeitet.

“Dieses Renovierungsvorhaben ist ein Projekt, das wir in dieser Dimension noch nie auf uns genommen haben,” resümiert Agnes in ihrem Impulsreferat eine der grossen Herausforderungen des Projekts. Gleichzeitig bringt die Fusion beider Vereine zusätzliche Fragen und neues Konfliktpotential mit sich.

Ihre Fragen zum gemeinsamen Renovierungsvorhaben vor dem Hintergrund der Fusion beider Vereine:

  1. Wie können derart große Projekte, mit hoher finanzieller Verantwortung möglichst partizipativ und transparent gestaltet werden und dabei eine Grundmotivation bei vielen Vereinsmitgliedern über Jahre aufrechterhalten werden? Wo sind die Grenzen dabei und wie kommuniziert man diese?
  2. Wie kann man mit Personen umgehen, die sich den gemeinsamen Prozessen entziehen, aber ausgehend von alteingesessenen Rechten, Einfluss auf die Entscheidungen nehmen möchten? Wo ist die Grenze der Bringschuld der Vorstände (ausgenommen von Haftungsfragen)?
  3. Wie kann man Angst vor Veränderung begegnen und Mut und Freude auf Neues initiieren.

Foto (c) eop

4 – Stella Bach: #EUTOPIA

Die Eutopie als Mittelweg zwischen Utopie und Dystopie ist die Inspriration für Stella Bachs Projekt #EUTOPIA. Der Begriff Eutopie leitet seine ethymologischen Herkunft aus dem Altgriechischen von eu – gut und topos – der Ort bzw. die Lage ab. Gemeint ist somit eine gute, harmonische Lage der Dinge. Vertrauen und Zuversicht in eine Zukunft, in der Gesundheit, Gelassenheit und Normalität als wesentliche Voraussetzungen für eine demokratische Gesellschaftsform Würdigung und Anerkennung finden, bilden die assoziativen Grundgedanken von Stella Bachs #EUTOPIA. Bachs Projekt ist eine künstlerische Installation, die aus kurzen Text-Mantras zum Thema besteht.

Stella Bachs abschliessende Fragen zu “#EUTOPIA“:

  1. Hat das Projekt Aktualität?
  2. Überzeugt das Projekt EUTOPIA in seiner formalen, künstlerischen Umsetzung?
  3. Wo könnte das Raumprojekt installiert werden, um eine möglichst breite und optimale Wirkung zu erzielen?


Foto (c) eop

5 – Michael Endlicher: „Quo vadis, CEMS?“ Die Wege des transkontinentalen KunstTheorieDuos sind unergründlich

Als CEMS arbeiten die Kunstschaffenden Michael Endlicher (Wien) und Cynthia Schwertsik (Adelaide) an einer alternativen Kunsttheorie. Im Zentrum steht das von ihnen erfundene Glossar „Von Arcadientia bis Zöllitrophismus“. Bis zum Jahr 2019 ist es auf 21 Einträge angewachsen, seit damals sind keine neuen mehr aufgenommen worden. Stattdessen sollen nun die Einträge in kurze Videoclips mit dem Duo in tragender Rolle übersetzt werden. Bisher sind 3 Videos zu 6 Einträgen entstanden. Vor und mit Publikum übersetzen die beiden die Kunstbegriffe – Lavouriplenkunst, Hollibusta Art, Sisolwenztheorien etc – in performative Aktionen und bildnerische Artefakte.

CEMS präsentieren Definitionsprozesse in der bildenden Kunst als radikal subjektives Zuschreibungsverfahren, in dem die Bewertungen jeweils nach Kommen und Gehen der theoretischen Standpunkte und künstlerischen Verfahren fließend durchmischt werden. Ergebnis: Eine Verortung des Kunstbegriffs in der Zeit (der Aktion).

Michael Endlicher zeichnete in seinem Impulsreferat die Entwicklung von CEMS anhand wichtiger Ausstellungen und Aktionen nach. Er sieht die Arbeit des KünstlerInnen-Duos aktuell an einem Scheideweg.

  1. Wie soll es mit CEMS weitergehen?
  2. Einfach eigenbrötlerisch weitermachen?
  3. Oder auf zu neuer Professionalisierung?

Diese von Endlicher ans Publikum gestellten Fragen konnten zu keiner klaren Antwort hinsichtlich eines erfolgversprechenden Vorgehens der beiden in Zukunft führen. Am ehesten scheint jedoch einer Rückkehr zu einer arbeitsintensiven und materiallastigen Hands-on-Mentalität ziefführend zu sein.


Foto (c) eop

6 – Claudia Maria Luenig: Wo bin ich, wenn ich nicht da bin?

Claudia Maria Luenig richtet mit der Frage: ”Wo bin ich, wenn ich nicht da bin?” den Blick auf einen körperlichen Zustand als eine Erforschung des abwesenden Körpers in Bildmotiven. Ihre künstlerischen Arbeiten beschäftigen sich mit Körperhüllen, der zweiten Haut und “dem anderen Körper”. Die Hülle steht als Referenz für die Existenz zweier unterschiedlicher Zustände: der persönliche Raum und der psychologische Raum – der abwesende Körper. In ihrem Impulsreferat präsentierte Claudia Maria Bildmotive, die etwas Abwesendes und Anwesendes zugleich darstellen, der abwesende Körper übernimmt darin eine eigenständige Konfiguration. Für Claudia Maria Luenig fungiert die Zeichnung als Blueprint, als Vorlage zur körpereigenen Erfahrung. Die Künstlerin zeichnet Linien, gerade oder nicht, endlos, einfassend, umfassend, integriert, verfremdet, unterbrochen, ununterbrochen, gestickt, gerissen, gestrickt, kreisend, nicht endende Felder von Linien und fragt: Was bliebe wenn sie nicht mehr sind?

Mit folgenden drei Fragen schloss Claudia Maria Luenig ihre Präsentation:

  1. Gibt es einen Zwischenzustand für den abwesenden Köper, lässt sich dieser nur mehr als 3D Zustand erfassen?
  2. Gibt es einen Unterschied zwischen Blueprint und „fertiger“ Arbeit?
  3. Ist der Begriff des abwesenden Körpers in den Motiven nachvollziehbar, hat der Betrachter Zugang über die Zeichnungen zur skulpturellen Interpretation des abwesenden Körpers?


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7 – Ilse Chlan: Versuch über die Bilder, die nie gezeigt werden

Ilse Chlan stellt in ihrem Impulstreferat den Arbeitsprozess ihrer Malerei in den Mittelpunkt, um den Bildern Raum zu geben: “Ich stelle die Bilder in monumental konstruierte Durchgangsräume.” Dieses Gedankenexperiment bezeichnet sie auch als Gegenentwurf zum White Cube. Als Ausstellungsraum fungiert in diesem Fall ein zeitgenössisches Bauwerk, das Verkehrsströme verbindet und durch das sich täglich tausende Menschen bewegen. Hat die Malerei, hat die Poesie einen Platz in dieser Welt heute? Der kippende Um-Raum veranschaulicht die Verunsicherung des Bodens, auf dem wir stehen. Den Bildern Raum geben, heißt hier, sie für einen Moment vor der Zerstörung und dem Nicht-Sein zu bewahren.

Fragen zu „Versuch über die Bilder, die nie gezeigt werden.“:

  1. Welchen Platz haben Malerei und Poesie in deinem Leben?
  2. Welchen Platz haben Malerei und Poesie in unserer Gesellschaft heute?
  3. Wie können wir das der Kunst immanente Veränderungspotenzial (z.B. das „Gegen-Identitäts-Konzept“) relevant für die Gesellschaft machen?


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8 – Meinhard Rüdenauer: „Wiener Ewigkeiten“ oder Begegnungen mit Liebe

Meinhard Rüdenauer plant eine Aufführungsserie unter dem Motto ”Wiener Ewigkeiten“ oder Begegnungen mit Liebe”. Seine Idee der Form eines “dahingleitenden Festivals” stellt eine Besonderheit über einen breit gefächerten menschlichen Umgang mit Liebe dar und sollte zu einer freien und persönlichen Mitgestaltung führen. “Das Wort Liebe ist in den letzten Jahrzehnten nicht so leicht in den Mund zu nehmen gewesen.”, so Meinhard Rüdenauer und ergänzt, dass er darin die besondere Herausforderung im Entwickeln einer eigenständigen wie kraftvollen Veranstaltungsreihe sehe. Für Meinhard ist offensichtlich, dass Menschen sich danach sehnen, zu einer inneren wie zu einer optischen Schönheit geführt zu werden. Kunst, Kultur schreibt Meinhard Rüdenauer das kraftverleihende Potential, das den Blickwinkel auf Werte denn auf oberflächliche Inhalte der “Kommerz- oder Kulturvernetzungsware” zu lenken vermag, zu.

Sein Impulsreferat zu rundete Meinhard Rüdenauer mit den folgenden Fragestellungen ab:

  1. Österreich wird als Kulturland par excellence dargestellt und beworben. Aber dieses Land, welches die heimische Kultur vergangener Epochen perfekt zu verkaufen versteht, ist für aktuelle Positionen im Kulturschaffen zu einem Importland geworden. Was könnte eigene kreative Kräfte wieder zu starken und eigenständigen Aussagen mit erfreuenden Botschaften lenken?
  2. Wo finden wir die Spuren, welche zu einem explosiven Kunstspiel quer durch die Sparten führen könnten?
  3. Wo treffen wir nun nach der Krise solche Sponsoren, welche in der aktuellen Periode der Gelddruckmaschinen von diesen finanzielle Mittel abzweigen, um kreatives Schaffen zu fördern?

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9 – Starsky: „die projektionsguerilla:das normal ist irr !!“

Die Projektionsguerilla ist ein krisenfestes und coronataugliches Format für den öffentlichen Raum, das 2018 uraufgeführt wurde und laufend weiterentwickelt wird, wie starsky (Julia Zdarsky) in ihrem Impulsreferat erläuterte. Dabei handelt es sich um fahrende Textprojektionen, die plötzlich auftauchen und wieder verschwinden. Eine mobile Einheit von Akteurinnen, Apparateurinnen und Performerinnen fährt auf Lastwagen, Bussen oder Booten durch Stadt- und Landschaft. Diese ist mit eigens dafür erfundenen Licht- und Ton-Apparaturen ausgestattet, und wird von einem ebenfalls mobilem Publikum begleitet.

Die fahrende Projektionsguerilla betrachtet sich selbst als die schnelle Eingreiftruppe für politische Schönheit, die immer dann in Erscheinung tritt, wenn gesellschaftliche oder politische Lage es erfordern. Flüchtige, provokante Texte aus Licht werden auf Orte der Macht und der Kapitalation projiziert. Als Akt der freien Meinungsäusserung setzen sie Zeichen der Selbstbestimmung und Selbstermächtigung. Die Texte verhandeln feministische Anliegen, Gleichberechtigung, Menschen*rechte und Selbstbestimmung und sehen sich als künstlerische wie zivilgesellschaftliche Opposition zur Regierung.

Zur Umsetzung benötigt die Gruppe finanzielle Mittel, daher fragt starsky:

  1. Wer könnte technische Entwicklungen und Weiterentwicklungen fördern, finanzieren, Kooperationspartnerin sein, oder aktiv daran mitarbeiten?
  2. Wie könnte die Projektionsguerilla in Zukunft finanziert werden ?
  3. Wie/wo könnten wir weitere Beteiligte, Allianzen und Verbündete finden ?


Foto (c) eop