Barbara Höller, charts, 2010,
120 Alumstangen mit Acrylfarbe,
gesamt 160 cm x ca. 700 cm

COMPRESS | UNCOMPRESS

Barbara Höller

Ich verstehe in meiner Arbeit den Begriff des »expanded« als eine Möglichkeit, die Malerei als solche in ihren Einzelteilen zu untersuchen. Es geht darum, die Aufmerksamkeit auf jene eingefahrenen Beziehungsmuster der Materialien auszuweiten, die seit jeher die Malerei prägen.

Und »painting« ist ein Prozess, der ständig und überall auftritt und dessen Ausgang ungewiss ist. Es ist das Beginnen, das im Beginnen schon seine Richtung ändert und das Entstehende in den weiteren Weg miteinschließt. Painting ist nicht Farbe. Weder die Substanz der Partikel noch die Aura der Erscheinung. Painting ist die menschliche Fähigkeit, aus »Etwas« »Etwas anderes« zu machen.

Die Arbeit »charts« aus der Serie »compress|uncompress« bezieht sich buchstäblich auf das Ausweiten eines gemalten Werkes. Durch die Teilung in schmale Streifen kann der Abstand dieser Teile frei gewählt werden. So kann sich das Werk auf eine kleinere oder größere Wand optimal beziehen. Der Raum muss bei der Hängung der Arbeit so mitgedacht werden. Malerei ist so wieder ursprünglich mit Architektur verbunden, ohne ihr Eigenleben einzubüßen.

Der Stab kann um 180° gedreht in das Gefüge eingebracht werden, womit das Grundmotiv einer Veränderung unterzogen wird. Die Austauschbarkeit der einzelnen Stäbe wird noch weiter getrieben, indem eine Art Baukastensystem zur Verfügung steht, aus dem das Motiv generiert wird.

»Expandend« meint in dem Fall von »compress|uncompress« auch das Einbeziehung assistierender Personen. So wird die Autorinnenschaft des endgültigen Erscheinungsbildes mit jenen geteilt, die als Aufbaupersonal zumeist im Hintergrund einer Ausstellungssituation stehen.