Paraflows 2013
paraflows .8 – “OPEN CULTURE”, Festival für digitale Kunst und Kulturen, Wien
Das paraflows Festival öffnet vom 12. September bis 12. Oktober 2013 zum achten Mal seine Pforten und widmet sich in einer umfassenden Werkschau, begleitet von einem Symposium und einer Konzertreihe, dem brandaktuellen Thema der „OPEN CULTURE“. Dieses umfasst eine Vielzahl heterogener Konzepte, die sich nicht ausschließlich auf die digitale Kultur reduzieren lassen: unter anderem das Konzept der Open-Source-Bewegung, der Open-Access-Gedanke und der Kampf gegen regressive Copyrights.
Zum bereits dritten Mal hostet das weisse haus paraflows:
– die Ausstellung “OPEN CULTURE” von 19. bis 22.09.2013 in seinen Ausstellungsräumen und
– die Konzertreihe “re_composed” im Hintergebäude des weissen hauses.
Ausstellung
Eröffnung Donnerstag, 12.09.2013, 19:00:
das weisse haus
Argentinierstraße 11
1040 Wien
Teilnehmende Künstler/innen – Ausstellung:
Fabry + Kronberger, Feminist Urban Knitters – FUK, Frank Gassner, Miriam Hamann, Bastian Hoffmann, Robert Jelinek, Simona Koch, Kristina Kornmüller, oneTesla, Julian Palacz, Pavillon_35 / Niki Passath, Richard Buckminster Fuller Institut Austria, Gordan Savicic, Andreas Strauss, tat ort, Letizia Werth
Die Ausstellung wird von Judith Fegerl und Günther Friesinger kuratiert.
Ausstellungsdauer: 13.09. – 12.10.2013
Öffnungszeiten: Di-Fr 13–19h, Sa 12–17h
Konzertreihe “re_composed”
Donnerstag, 19.09. – Sonntag, 22.09.2013
das weisse haus
Argentinierstraße 11
1040 Wien
Donnerstag, 19.09.2013
20:00 Ulrich Troyer
21:00 Peter Kirn
Freitag, 20. September 2013
20:00 Thomas Grill
21:00 Tim Blechmann
Samstag, 21. September 2013
20:00 Veronika Mayer
20:00 Conny Zenk
21:00 Uli Kühn
Sonntag, 22. September 2013
20:00 Thomas Wagensommerer
21:00 deepseafishK
Symposium
Freitag, 13. bis Sonntag, 15.09.2013
Raum D, quartier21
MQ, Museumsplatz 1
1070 Wien
Open Culture – eine offene Kultur, zugängliche kulturelle Güter und Information, kulturelles Angebot für jedermann/frau frei zugänglich – ein utopischer Gedanke? Wie reflektieren wir Kulturrezeption und Kulturproduktion? Welchen Einfluss haben digitale Kulturwarendistribution wie Filesharing oder die Komplettüberspielung ganzer Film- und Musikarchive auf Wechselfestplatten? Und wie stehen dem wachsenden Publikum die Künstler/innen und Produzent/innen gegenüber, welche (Überlebens-)Strategien haben sie?
Wie kann freie Kultur funktionieren, wenn dies doch zugleich bedeutet, die eigene Kulturproduktion freizugeben? Zunächst möchten wir uns Klarheit darüber zu verschaffen, welcher Begriff von Kultur (und Freiheit) unserem
Anspruch auf freien Zugang zu dieser zugrunde liegen soll, wie er sich in traditionelle Kunstauffassungen fügt und wo er sich gegen diese sperrt.
Wir möchten bei paraflows .8 OPEN CULTURE künstlerische Ansätze diskutieren, die sich mit der Produktion, Verteilung und Konsumierung kultureller Ressourcen beschäftigen. Wie kann eine offene Kulturgemeinde
funktionieren? Welche Experimente gibt es, welche Ideen?
Freitag, 14.9.2012
Ökonomien ohne Ausschluss
Unsere Ökonomie basiert auf Tausch, wer also an ihr teilhaben möchte
braucht etwas, das getauscht werden kann—und das heißt, meistens, etwas von dem andere erst einmal ausgeschlossen sind. Wäre dem anders, so die Vermutung, würden sich diese anderen unsere Arbeit einfach aneignen, anstatt etwas für diese einzutauschen. Diese Vermutung ist einer der Gründe dafür, wieso unsere Gesellschaft das Recht auf Eigentum garantiert. Dieses hat zwar für immaterielle Güter nie so gut funktioniert wie für materielle, aber immerhin gut genug, dass sich ein Markt für immaterielle Güter etabliert hat, über den deren Produktion und wenigstens einige Produzent_innen derselben alimentiert werden konnten. Mit der massenhaften Verbreitung des //Personal Computers// als universaler Kopiermaschine stimmt nun aber die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht mehr, die hinter diesem Markt und der Begründung eigentumsähnlicher Rechte an immateriellen Gütern steht. Das Recht andere vom—durchaus auch künstlerischen—Gebrauch immaterieller Güter auszuschließen, behindern heute deren Produktion, in einigen Bereichen, wohl mehr als diese zu fördern. Was aber immer noch fehlt, sind tragfähige neue Modelle, wie immaterielle Produktion alimentiert werden kann. Wer immaterielle Güter produziert, steht damit vor dem Dilemma sich entscheiden zu müssen, zwischen neuen Produktionsverhältnissen, die neue Möglichkeiten und Freiheiten versprechen, aber keine Finanzierung, und den überkommenen, die zwar einengender sind, aber ein finanzielles Auskommen wenigstens in Aussicht stellen.
14:00 Uhr |Beate Koller, Saatgut.Macht.Kultur: Alte Praxen, neue Verbote
15:00 Uhr |Siegfried Pflegerl, Bilderstreit. Das Verblassen von Subjekt und Objekt im Hintergrund
16:00 Uhr |Kurt Kulac, Wikipedia: Wissen ist Macht – Wissen teilen ist mächtiger
17:00 Uhr |Podium Ökonomien ohne Ausschluss: Siegfried Pflegerl, Kurt Kulac, Franz Nahrada
Samstag, 15.9.2012
Offenheit von Weltentwürfen
Ein Schlagwort, das maßgeblich in das Konzept der Open Culture eingreift
und die öffentliche Debatte darüber mitformt, ist der Begriff Open Data.
Open Data laut Definition der Open Knowledge Foundation sind “Daten, die
von jedermann frei benutzt, weiterverwendet und geteilt werden können”
(Open Data Handbook). Open Data steht als Schlagwort aber nicht für sich
alleine – es ist eingebettet in ein ganzes Ökosystem von Definitionen,
Formaten und Verheißungen einer offenen, weil geteilten Gesellschaft: Open
Source, Open Design, Open Content, Open Knowledge, Open Government, Open Economy, usw. Die Forderung nach der Öffnung – ob von öffentlich
verwalteten Datensätzen, Softwarequelltexten oder enzyklopädischen
Wissensarsenalen – wird seit einigen Jahren stark lobbyiert. Jedoch: Wann
immer die Rede davon ist, dass etwas offen ist oder geöffnet werden soll,
gilt es, der Gestaltung und Definition von Zugriff oder Nicht-Zugriff
besonderes Augenmerk zu schenken – denn gleichzeitig verhandeln wir damit auch das, was geschlossen (entzogen, geschützt, etc.) ist. Es liegt in
unserer Hand diesen offenen Zugang laufend aufs Neue zu diskutieren und
einzufordern.
15:00 Uhr |Clara Landler, Open Data – Spielwiese der Informationen
16:00 Uhr |Herbert Hrachovec, Massiv offen
17:00 Uhr |Judith Simon / Katja Mayer, Freie Software und die Möglichkeit kritischer Praxis
18:00 Uhr |Podium Offenheit von Weltentwürfen, Clara Landler, Herbert Hrachovec, Judith Simon, Joanna Kowolik
19:30 Uhr |Buchpräsentation: Netzpolitik in Österreich
Sonntag, 16.09.2013
Fesseln der Freiheit
Zwischen den Versprechungen und Fallstricken des digital-vernetzten Zeitalters erscheint das Subjekt als zugleich agierend und unterworfen: Dank Web 2.0 und Social Media kann ein jeder zu Autor und Autorin werden, die Marginalisierten sich zu global vernetzten ‘tribes’ vereinen, Isolierte soziales Kapital akkumulieren, die Subalternen hoffen, den Hegemon durch Anschläge an dessen Facebook-Pinnwand zu vertreiben. Doch geht die neue Handlungsfähigkeit einher mit neuen Abhängigkeiten: Die Daten, die wir generieren und auf deren Grundlage wir interagieren, sind die Geschäftsgrundlage der Webplattformen, die wir nutzen; die Autorschaft der vielen ist begleitet von einem De-Skilling der einzelnen, welche das Content Management System bedienen, aber selbst kein solches programmieren können. Wer technologiegestützt kommuniziert, ist auch schon erfasst, wie Prism, Tempora und Co. eindrucksvoll vorführen. Das Dilemma des vernetzten Subjekts wird nicht dadurch überwindbar, dass wir mit dem Finger auf es zeigen und es wegen seiner vermeintlich naiv in Kauf genommenen Abhängigkeiten verhöhnen. Wir sind selbst dieses Subjekt, denn es gibt keine guten Provider im allumfassenden Netz, die Fesseln der neuen Freiheit sind dessen Grundbedingung.
15:00 Uhr |Andreas Kirchner, Unternehmenswikis: Zwischen Whiteboard, Handbuch und Helpdesk
16:00 Uhr |Astrid Mager, Mächtige Netze – vernetzte Macht
17:00 Uhr |Tina Lorenz, Der Apparat muss weg
18:00 Uhr |Podium Fesseln der Freiheit: Andreas Kirchner, Astrid Mager, Tina Lorenz, Andrea Ben Lassoued, Judith Schoßböck