Sprecherinnen: Franz Denk und Marion Gruber

PPP = ZUKUNFT OHNE ARCHITEKTURSCHAFFENDE

PPP ist ein Finanzprodukt mit einer Refinanzierungsdauer von mehreren Jahrzehnten.

Aufgrund der europäischen Konvergenzkriterien sind die Nettoneuverschuldung öffentlicher Haushalte mit 3% und der Gesamtschuldenstand mit 60% des BIP begrenzt. Diese Regelungen treffen auch wachsende Städte wie Wien, das, trotz seiner ausgezeichneten Bonität erforderliche, gesetzlich vorgeschriebene Investitionen nicht kreditfinanzieren darf. Eine Lösung scheint Public Private Partnership zu bieten, bei der Private Planung, Bau, Betrieb und Finanzierung einer öffentlichen Einrichtung übernehmen. Die Rückzahlung der Gesamtkosten durch die Öffentlichkeit erfolgt langfristig.
PPP ist teuer, denn Risiko und Gewinn müssen den Privaten (zu Recht) abgegolten werden.
PPP ist intransparent, denn Verträge sind komplex, umfangreich und öffentlich nicht einsehbar bzw. nachprüfbar.
PPP bedeutet den Verkauf der Zukunft, denn mit diesem Modell werden Schulden in die Zukunft geschoben.
PPP ist Budgetkosmetik, denn die Öffentlichkeit gibt für dasselbe Projekt für weniger Einfluss-, Gestaltungs- und Kontrollmöglichkeiten mehr Geld aus.

Mit PPP dringt die Finanz- und Bauindustrie in die Kulturproduktion ein.

WettbewerbssiegerInnen dürfen ihre Projekte nicht mehr zu Ende planen, denn nach der Einreichung plant in der Regel das Planungsteam des Privaten Investors weiter. Dadurch verringert sich der Einfluss der BestellerIn auf die Planungs- und Detailqualität.
Der Wechsel der AuftraggeberInnenrolle führt zu einer Abwertung geistiger Leistungen, denn gewinnorientierte Investoren tendieren dazu, nicht messbare Leistungen (Innovationsbereitschaft, Variantendenken, etc.) einzusparen.
PPP-Projekte sind wegen ihrer Langfristigkeit unflexibel, und wenn nicht, so verteuern sie sich in der Regel.

PPP wirkt sich nachteilig auf die kulturelle Entwicklung der Stadt aus.

War das Wien-Museum ein erster Schritt? Geleaste Festivals und Events, gemietete KÖR-Projekte, verkaufte Bezirksfestwochen? PPP-Modelle dürfen nicht in den Kulturbereich eindringen.

Die IG-Architektur schlägt Lösungen und Vorgangsweisen zu PPP vor:

Wien könnte eine Vorreiterrolle im europaweiten Kampf gegen PPP übernehmen. Wien sollte ein EU-Lobbying für ein Aussetzen der Konvergenzkriterien für notwendige Projekte in „wachsenden“ Kommunen betreiben.

Die Verankerung des Architekturwettbewerbs im PPP-Verfahren ist notwendig. Nur die Sicherung von städtebaulichen, architektonischen und konstruktiven Qualitäten garantiert bei PPP-Projekten zukunftstaugliche Lösungen.

Wettbewerbssieger müssen ihre Projekte zu Ende planen können. Sie dürfen durch PPP-Verfahren nicht aus dem Planungsprozess ausgeschlossen werden.

PPP-Projekte müssen transparent und nachvollziehbar sein, nur so ist eine breitere Bevölkerungs- und ExpertInnenakzeptanz erzielbar.

● PPP-Projekte reichen weit in die Zukunft. Sie erfordern daher hohe Qualitätsstandards und angemessene Honorare. Die drohende Entwertung der Planungsleistung in PPP-Verfahren führt zur Zerschlagung der österreichischen PlanerInnenlandschaft.

PPP-Projekte nur dort einsetzen, wo sie unumgänglich sind, etwa bei großen Infrastrukturprojekten oder in begründeten Ausnahmefällen.